Bardoschule / Fulda

13.09.2011 Zukunftspläne von zwei Hauptschülern

Zwei Hauptschüler und ihre beruflichen Zukunftspläne

Fulda Die Hauptschule wird oft als Bildungssackgasse gesehen.
Doch das muss nicht so sein. Nach dem Abschluss stehen den Absolventen
viele Möglichkeiten offen. Janina Heller und Felix Fuchs wollen sich nach der
Hauptschule ihre beruflichen Träume erfüllen.

Die Hauptschule kämpft mit einem miesen Image. Schlechte
Berufsaussichten, Gewalt auf dem Schulhof, Schüler, die null Bock haben. Viele
Eltern empfinden es als Drama, wenn das Kind auf die Hauptschule muss. Gerade
wohlhabende, gebildete Eltern setzen alles daran, damit das Kind das Gymnasium
besuchen kann und nicht auf die Hauptschule muss - auf die „Restschule“, die
„soziale Mülltonne“, wie die Schulform immer wieder genannt wird.

Kein Wunder also, dass die Hauptschulen bundesweit verwaisen. Auch in der
Region ist dieser Trend zu spüren. Drei Schulen im Kreis Fulda haben den
Hauptschulzweig in den letzten Jahren schon sterben lassen müssen. 1778 Schüler
im Landkreis Fulda besuchen derzeit die Hauptschule. Darunter sind auch Janina
Heller (15) aus Pilgerzell und Felix Fuchs aus Horas (14). Die beiden besuchen
die neunte Klasse des Hauptschulzweiges der Bardoschule in Fulda, - und sie
haben „voll Bock“ auf Hauptschule. Schon der Schnuppertag an der Bardoschule
vor einigen Jahren hat Janina gefallen.

Damals war sie die einzige aus ihrer Grundschulklasse, die auf die Hauptschule
gehen sollte. Ihre Eltern waren damit einverstanden. Viele Eltern der anderen
Kinder waren allerdings stutzig: „Und du willst wirklich auf die Hauptschule?“
- „Ja“, lautete ihre Antwort damals, und die hat sie bis heute nicht bereut.
„Lieber einen guten Abschluss an der Hauptschule, als einen schlechten an der
Realschule“, sagt auch ihr Schulkollege Felix. Von Zukunftsängsten und
schlechten Job-Aussichten wollen sie nichts wissen, stattdessen arbeiten sie
daran, ihre Zukunftsträume zu verwirklichen: Die 15-Jährige will
Krankenschwester werden, Felix Gas- und Wasserinstallateur.

„Meine Noten sind gut. Wenn ich nach dem Abschluss keinen Ausbildungsplatz im
Gesundheitswesen bekomme, dann mache ich eben noch meinen Realschulabschluss“,
sagt Janina. Felix hat ähnliche Pläne. Die Neuntklässler der Bardoschule
verbringen ein Jahr lang einen Tag in der Woche in einem Betrieb. So arbeitet
er jeden Dienstag bei einem Gas- und Wasserinstallateur. „Das Arbeiten macht
mir mehr Spaß als die Schule, deshalb würde ich gerne gleich nach dem
Hauptschulabschluss eine Lehre machen“, sagt der 14 Jährige. Felix hofft durch
das Praktikum eine Stelle zu bekommen.

Janina und Felix zeigen, dass der Besuch der Hauptschule keine
Bildungssackgasse sein muss. Sie nutzen ihre Chancen, sind motiviert, wollen
ihre Zukunft gestalten. Entsprechend ärgern sie sich über das Klischee des
„dummen, faulen Hauptschülers“. „Natürlich gibt es Mitschüler, die nichts
machen, einfach nur die Zeit absitzen und überhaupt keine Lust auf Schule
haben“, berichten die beiden. Schon oft hätten Janina und Felix versucht,
diesen Schulkollegen gut zuzureden. Oft vergebens. „Wenn man nichts tut, kann
man seine Träume auch nicht verwirklichen“, da ist sich Janina ganz sicher.


Von Katharina Ruppel, erschienen in der Fuldaer Zeitung vom 13.September 2011

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