Geschichtliches zur Bardoschule
"Habt ihr eigentlich schon von Bardo von Fulda gehört?"
Bardostraße, Bardobrücke, Bardohaus, Bardoschule: An vielen Stellen im westlichen Stadtgebiet Fuldas begegnet uns heute sein Name. Doch wer hat eigentlich mehr von ihm gehört?
Im Jahre 980 n. Chr. wird in Oppershofen nahe Butzbach im heutigen Wetteraukreis ein gewisser Bardo geboren.
Schon als Kind wird er von seinen Eltern zur Ausbildung in die Klosterschule nach Fulda geschickt.
Mit 18 Jahren verspricht er, als Mönch sein Leben in Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam zu führen. Er wird Lehrer und bald Leiter der Klosterschule in Fulda.
Seinen Mitmenschen und Schülern fällt auf, dass er auf die damals übliche Strenge verzichtet. Stattdessen wird immer wieder bewundert, wie er mit seinen Schülern aufrichtig, gerecht und gütig wie ein Vater umgeht.
Sein auffallendes Wesen und seine gute Arbeit an der Klosterschule machen Bardos Namen im ganzen Reich bekannt. So findet man in einer alten Handschrift folgenden Dialog aufgezeichnet: "Habt ihr eigentlich schon von Bardo von Fulda gehört?", fragt Kaiser Konrad seine Berater. "Vieles", antworten sie. "Und was?", sagt der Kaiser. "Das Allerbeste.", entgegnen seine Berater.
Da Bardo zudem auch noch mit der Gemahlin Konrads der Kaiserin Gisela verwandt ist, steht einer steilen Karriere nichts mehr im Weg.
Unter Abt Richard wird Bardo zunächst Vorsteher des neu gegründeten Andreasklosters auf dem Neuenberg. Nach weiteren Stationen erreicht sein Weg im Jahr 1031 den Höhepunkt: Bardo wird Erzbischof von Mainz. Er hat damit das höchste kirchliche Amt im Deutschen Reich inne. Er darf sich zudem Erzkanzler des Reiches nennen. Selbst der Kaiser muss ihn nun in manchen politischen Fragen um Rat oder Zustimmung bitten.
Erneut fällt seinen Mitmenschen auf, dass Bardo ein besonderer Mensch ist. Trotz seiner glänzenden Karriere und einflussreichen Ämter lehnt er jeden Prunk ab. Wie ein Mönch pflegt er den Kontakt zu den einfachen Menschen. Seine besondere Fürsorge gilt den Armen und den Randgruppen in seinem Bistum. Schon kurz nach seinem Tod am 10. Juni 1051 sprechen die Menschen daher vom "Heiligen Bardo".
Eine Plastik des Schweinfurter Künstlers Heinrich Söller an der Außenwand der Schule rechts des Haupteingangs erinnert seit 1965 an wichtige Lebensstationen des berühmten Namenspatrons der Bardoschule. In einer kleinen Ausstellung im Schulgebäude haben Schülerinnen und Schüler wichtige Lebensstationen des Heiligen anschaulich gemacht.
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Quelle: Frisch, Gisela, St. Bardo - erster Vorsteher von St. Andreas, in: Bohl, Paul, Hg., St. Andreas in Fulda - Neuenberg, Fulda 1998.
Auch eine junge Schule hat eine Geschichte.
1892 Nachdem die Kinder Neuenbergs seit vielen Jahrzehnten zum Schulunterricht in die Domschule gegangen sind, beschließt die Gemeinde Neuenberg im Jahr 1889 den Bau einer eigenen Schule.
1892 kann schließlich das neue Schulhaus eingeweiht werden. 86 Schülerinnen und Schüler werden in zwei Klassen unterrichtet. Ein unentschuldigter Versäumnistag kostet bald 50 Pfennig Strafe. Das Schulgebäude steht bis heute in der Neuenberger Straße und beherbergt den Kindergarten St. Andreas.
1954 Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wächst durch den Zuzug von Heimatvertriebenen und Flüchtlingen die Schulgemeinde auf fast 200 Schülerinnen und Schüler an. Die zwei Klassenräume des alten Schulgebäudes können diese Zahlen nicht mehr fassen. Einige Provisorien werden geschaffen, Anbaupläne verworfen. 1954 schließlich ringt sich die Stadt Fulda zu einem Schulneubau oberhalb des Friedhofs durch. Der 1. Bauabschnitt (heute: Gebäude C, Küche und naturwissenschaftliche Fachräume) umfasst 7 Klassenräume sowie Verwaltungsräume. Die Baukosten belaufen sich auf 438 000 DM.
Viele Fuldaer Schulen legen sich in diesen Nachkriegsjahren Namen von Persönlichkeiten der Stadtgeschichte zu. Da Neuenberg viel mit dem Heiligen Bardo verbindet und dieser eine enge Beziehung zu Schule und Bildung pflegte, liegt die Wahl des Namens Bardoschule nahe.
1965 Der zweite Bauabschnitt der Bardoschule (heute: Gebäude B, Werk- und Tonraum, Betreuungsraum etc.) wird von Oberbürgermeister Alfred Dregger und Rektor Otto Raab seiner Bestimmung übergeben. Eine weitere Neuerung dieses Schuljahrs ist die erstmalige Einführung des 9. Schuljahrs in Hessen. Den Jugendlichen soll so "ein weiteres Jahr des Reifens" vor der Berufsentscheidung gewährt werden.
1970 Nachdem zunächst über mehrere Schuljahre hin die Oberstufen (5.-9. Klassen) der Domschule, der Schule in Maberzell sowie der Schule in Haimbach der Bardoschule zugeordnet worden sind, erfolgt nun die Verlegung der Oberstufe der Bardoschule zur Domschule. Zurück bleibt eine Grundschule mit 123 Kindern und 3 Lehrerinnen. Als Nachfolger von Paul Burschel wird Otto Zoth Schulleiter. Aus heutiger Sicht höchst modern bietet die Schule an vier Tagen der Woche Betreuungsnachmittage für ihre Schülerinnen und Schüler an. Hier wird bis 1985 Hausaufgabenbetreuung, Sport und Spiel sowie Deutsch für sogenannte "Gastarbeiterkinder" angeboten.
Die durch den Wegfall der oberen Klassen feigewordenen Klassenräume erweitert um einen Neubau in Wabenbauweise (heute: Gebäude A) werden nun Sitz der Brüder-Grimm-Schule, Sonderschule für Lernbehinderte, sowie bis 1980 der Pestalozzischule, Sonderschule für Praktisch-Bildbare.
Weitere Schulleiter: Hauptlehrer Alfons Gustav Umlauf (1982-1985) sowie Oskar Höhl (1985-2000)
1993 Durch den Abzug der amerikanischen Streitkräfte wird das Kasernengelände an der Haimbacher Straße zum neuen Wohngebiet im Schulbezirk der Bardoschule. Um der sofort einsetzenden Raumnot an der Bardoschule entgegenzuwirken, zieht die Brüder-Grimm-Schule auf Veranlassung der Stadt Fulda in die ehemalige amerikanische Schule im Kasernengelände. Ein Haupt- und Realschulzweig soll nun in den frei gewordenen Räume in der Abt-Richard-Straße eingerichtet werden.
1998 Die Bardoschule wird durch Beschluss der Fuldaer Stadtverordnetenversammlung und nach Genehmigung durch den Hessischen Kultusminister zur verbundenen Grund-, Haupt- und Realschule. Die Hauptschule in Johannesberg wird aufgelöst. Ihre Schülerinnen und Schüler gehen nun zur Bardoschule. Der Realschulzweig wird "aufgebaut", d. h. zunächst werden jedes Jahr zwei bzw. drei 5. Klassen aufgenommen. In sechs Jahren wird dann die volle Ausbaustufe erreicht sein. So besuchen im Schuljahr 1997/98 205 Kinder die Grundschule, 125 Kinder die Hauptschule und 66 Kinder die Realschule. 23 Lehrkräfte unterrichten. Rektor wird der bisherige Leiter der Grundschule Oskar Hoehl.
2001 Im August wird Wolfgang Arnold neuer Rektor der Bardoschule. Im September erfolgt die Fertigstellung des Erweiterungsbaus (heute: Gebäude D). Für mittlerweile 40 Klassen mit 840 Schülern wurden in einem Neubau 13 neue Klassenräume, Kunst-, Musik- und Computerräume geschaffen. Baukosten: rund 6 Millionen DM
2003 Die ersten beiden Abschlussklassen der Realschule werden im Juli mit dem Zeugnis der Mittleren Reife verabschiedet. Im Schuljahr 2004/05 erreicht die Bardoschule mit einer Gesamtzahl von 1043 Schülerinnen und Schülern ihren bisherigen Höchststand.
2006 Die Bardoschule bietet seit dem Schuljahr 2006/2007 ein zunächst dreitägiges Ganztagsangebot an. Die Schülerinnen und Schüler können nun in der Schule ein warmes Mittagessen erhalten. Anschließend werden ihnen eine Hausaufgabenbetreuung sowie zahlreiche Arbeitsgemeinschaften zur freiwilligen Einwahl angeboten. Hierfür wurde eine Cafeteria sowie ein Medienzentrum im Bereich des Haupteingangs neu geschaffen.
2007 Herr Michael Strelka wird im August neuer Rektor der Bardoschule. Für den Sportunterricht kann im nun beginnenden Schuljahr die neu erbaute Zweifelder-Turnhalle genutzt werden. Die über viele Jahre alltäglichen Busfahrten zu Sportstunden in benachbarten Sporthallen entfallen nun.
2009 Herr Matthias Hansche wird im August neuer erster Konrektor der Bardoschule, Frau Antje Neiße neue 2. Konrektorin.
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Quelle: Zoth, Otto, Neuenberg und seine Volksschulbildung, in: Bohl, Paul, Hg., St. Andreas in Fulda - Neuenberg, Fulda 1998.